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ID:15074
Type:L/documents; literature
Area:BA/Kreditinstitute,insgesamt - Finanzkonzerne, Zentralbanken, Staatsbanken
Keywords:Finanzinnovationen; Bankensystem; Kreditinstitute; Geschäftspolitik
Countries/Regions:04EUDE/Germany
Author(s):Pohl, Wolfgang
Title:
Neue Generation derivativer Finanzinstrumente - Anlaß zu
     juristischer Nachstellung?
Source:Wertpapier-Mitteilungen : WM ; Fachorgan für das gesamte Wertpapierwesen. - Frankfurt, M. : Herausgebergemeinschaft Wertpapiermitteilungen Keppler, Lehmann   Related publications
Publishing house:Keppler, Lehmann
Publishing Place:Frankfurt, M. [u.a.]
ISSN:0342-6971
Remark:Gebundene Ausgabe / Zeitschriftenformat im Institut
Extent:957-964
Publishing date:06/03/1995
V. Ausblick
     Das schon vielfach prognostizierte Szenario, daß beim Einsatz
     innovativer Finanzinstrumente falsche Markteinschätzungen oder
     Zahlungsausfälle bedeutender Vertragspartner zu krisenhaften
     Zuspitzungen im Bankensystem, vielleicht sogar zu Zusammenbrüchen
     im "Domino-Stil" führen könnten, ist bislang nicht Realität
     geworden. Andererseits hat es, zunächst vor allem im industriellen
     Bereich, zum Teil spektakuläre Verluste bei der Nutzung von
     Derivaten gegeben. In erster Linie sind hier der Milliardenschaden
     der Metallgesellschaft, der mit ihren viel diskutierten
     Öltermingeschäften zusammenhängt, die Pleite der Balsam AG, die weit
     über einen tatsächlichen Absicherungsbedarf hinaus
     Devisenoptionsgeschäfte tätigte, und das verlustträchtige
     Swap-Engagement von Procter & Gamble zu nennen. Während die
     Fehlspekulation des Orange County Investmentfonds mit Zins-Derivaten
     ebenfalls für ein erhebliches Aufsehen sorgte, ging die
     Börseninformation, daß der malaysischen Notenbank Negara in den
     Jahren 1992/93 durch Eigengeschäfte im Devisenterminhandel Verluste
     im Wert von über 10 Milliarden DM entstanden sein sollen, im
     Vergleich geradezu unter. Demgegenüber machten durch Termin- und
     Optionsgeschäfte verursachte Schieflagen der
     Colonia-Versicherungsgruppe, der Hannover Rückversicherung sowie
     der Gothaer Versicherungsgruppe wiederum Schlagzeilen und lenkten
     ebenso wie das Debakel der britischen Investmentbank Baring Brothers
     mit Aktienindex-Derivaten den Blick darauf, daß sich die Risiken
     des Derivate-Geschäfts in zunehmendem Maße unmittelbar im
     Finanzsektor realisieren.

     Bemerkenswert uneinheitlich sind bislang die Analysen
     internationaler Banken- und Börsenaufseher zum effektiven Risikograd
     geblieben. Die hierzu vorgetragenen Einschätzungen "Derivate sind
     ungefährlich" und "was die Kontrolle derivater Finanzinstrumente
     anbetrifft, ist es 5 Minuten vor zwölf" stecken das Spektrum der
     veröffentlichten Meinungen ab. Ein wesentlicher Grund für diese
     Abweichungen dürfte in unterschiedlichen Beurteilungen des Ausmaßes
     der Nutzung innovativer Finanzinstrumente zu Absicherungs- oder zu
     rein spekulativen Zwecken liegen. Die Sicherungsfunktion von
     "Hedging"-Geschäften vermag der provokativ klingenden These "Wer
     Derivate nicht nutzt, ist ein Spekulant" durchaus die Begründung
     zu liefern, läßt andererseits aber die enormen Preisrisiken, die
     das bloße "Trading" in sicht birgt, unberührt.

     Bei allen Auffassungsunterschieden hinsichtlich des Risikogrades
     ziehen sich bei grundsätzlicher Anerkennung einer kontrollierten
     Anwendung von Finanzinnovationen die Forderungen nach bilanzieller
     Transparenz und nach einem leistungsfähigen bankeninternen
     Risikomanagement zur Flankierung der aufsichtsrechtlichen
     Bestimmungen wie ein roter Faden durch die Vielzahl der
     Untersuchungen. Um Kettenreaktionen im Sinne eines "Domino-Effekts"
     möglichst effektiv vorzubeugen, machen die Analysen auch mit
     Nachdruck die zusätzliche Regulierung des Derivategeschäfts von
     "Non"- und "Near-Banks" geltend. Bereits Gehör verschafft hat sich
     die Forderung, zu weiteren Risikominderung im Derivate-Geschäft
     konkursfeste Klauseln anzuerkennen, die sicherstellen sollen, daß
     bei Ausfall des Vertragspartners die Beendigung von sämtlichen
     zwischen den Kontrahenten schwebenden Geschäften herbeigeführt wird
     und eine Verrechnung der nicht realisierten Gewinne und Verluste
     aus diesen Geschäften dergestalt erfolgt, daß nur noch eine
     Forderung oder Verbindlichkeit als Saldo, auf den sich die
     Verlustgefahr dann beschränkt, übrig bleibt ("Netting by close
     out").

     Vielleicht wird aber auch der Derivatemarkt von sich aus schneller
     und zielgerichteter auf die Bedenken der Aufsicht und die
     zunehmende öffentliche Skepsis reagieren, als es viele Beobachter
     erwarten. Schon bieten die Terminbörsen sogenannte "Flex-Optionen"
     an, die es den Marktteilnehmern gestatten, selber die
     Kontraktspezifikationen festzusetzen und die somit die Flexibilität
     von OTC-Produkten und den Schutz vor dem Adressenausfallrisiko durch
     eine zentrale "Clearingstelle" in sich vereinen. Abgesehen von
     dieser Motivation für die Fortentwicklung der Finanzinnovationen
     kann es als sicher gelten, daß allein die nach wie vor stürmisch
     wachsende Konkurrenz auf den globalisierten Märkten, gleichzeitig
     aber auch die zwecks Erhöhung der jeweiligen Angebotsvielfalt
     zuletzt intensivierten Börsenkooperationen für weitere Generationen
     derivativer Finanzinstrumente sorgen werden. Die neunziger Jahre
     werden das "Jahrzehnt der Derivate" bleiben. Die Zukunft wird
     zeigen, inwieweit dieses auch unter juristischem Aspekt noch Anlaß
     zur Nachstellung geben wird.
Language(s):de/german
Data input:IFF : Institut Für Finanzdienstleistungen
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    Created: 22/07/95. Last changed: 22/07/95.
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